24.02.2021 / Projekt »QUASAR« will Grundlagen für die industrielle Fertigung von Quantenprozessoren in Deutschland schaffen
Quantencomputer haben das Potenzial, konventionelle Superrechner bei bestimmten Problemen weit zu übertreffen. Beispielsweise wenn es darum geht, Verkehrsströme in Metropolen zu steuern oder Materialien auf atomarer Ebene zu simulieren. Doch noch ist offen, welcher Ansatz den Wettlauf zum Quantenrechner für sich entscheiden wird. Versuche mit supraleitenden Qubits – so heißen die kleinsten Einheiten eines Quantencomputers – sind momentan am weitesten entwickelt. Doch wenn es um große Qubit-Zahlen geht, haben möglicherweise Halbleiter-Qubits die Nase vorn.
Ein vielversprechendes System für Halbleiter-Qubits sind Elektronenspin-Qubits in Silizium, weil sie vergleichsweise stabile Quanteneigenschaften aufweisen und im Aufbau viel kleiner sind als supraleitende Quantenbits. »Es sind noch grundlegende Fragen zu klären. Quantenchips ließen sich bislang nicht so einfach hoch skalieren wie klassische Computerchips. Ein Problem dabei waren geometrische Beschränkungen. Die Qubits müssen normalerweise sehr nahe beieinander liegen, um sie miteinander zu koppeln. Bisher wurden Halbleiter-Qubits daher vorrangig in Bauteilen demonstriert, die nicht mehr als zwei dicht nebeneinanderliegende gekoppelte Qubits aufweisen. Für eine skalierbare Architektur benötigen wir dagegen mehr Platz auf dem Quantenchip, etwa für Zuleitungen und Kontrollelektronik«, erklärt Projektleiter Prof. Hendrik Bluhm, Direktor am JARA-Institut für Quanteninformation des Forschungszentrums Jülich.
Um die Abstände zu vergrößern, haben die Forscher der JARA-Kooperation des Forschungszentrums Jülich und der RWTH Aachen gemeinsam mit weiteren Forschungspartnern einen sogenannten Quantenbus entwickelt. Dabei handelt es sich um spezielle Verbindungselemente, die es möglich machen, Distanzen von bis zu 10 Mikrometern zwischen den einzelnen Qubits effizient zu überbrücken. Die Quanteninformation wird bei Silizium-Qubits durch den Spin von Elektronen kodiert, die in sogenannten Quantenpunkten – spezielle Halbleiterstrukturen im Nanobereich – sitzen. Der Quantenbus ermöglicht es, die Elektronen auf den Quantenpunkten einzufangen und kontrolliert zu transportieren, ohne dass die Quanteninformation verloren geht.
Der Austausch der Elektronen wird auch als „Shutteln“ bezeichnet. Im Labor liefern Teststrukturen bereits vielversprechende Ergebnisse. Nun wollen die Jülicher Forscher das Bauelement-Design an industrielle Herstellungsprozesse anpassen. Dazu haben sie sich im QUASAR-Projekt mit Infineon Dresden, dem auf quantenmechanische Materialsimulationen spezialisierten Startup HQS, Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft (IAF, IPMS), Leibniz-Gemeinschaft (IHP, IKZ) sowie den Universitäten in Regensburg und Konstanz zusammengeschlossen.
Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF übernimmt in dem Projekt die Vorcharakterisierung von Qubit-Bauelementen. Dafür wird es seine speziellen Fähigkeiten zur Bauelementcharakterisierung mittels Transportmessungen in einer 4K Wafer-Probestation einsetzen, um schnelle und statistisch aussagekräftige Rückmeldung bezüglich Homogenität der Abschnürspannungen, Gatterhysterese und Ladungsrauschen, an die Fabrikation zu liefern.
Zur Pressemitteilung des Forschungszentrums Jülich: Quanten-Shuttle zum Quantenprozessor „Made in Germany“ gestartet
Zuwendungsgeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Förderprogramm Quantentechnologien – von den Grundlagen zum Markt Förderkennzeichen des Forschungszentrums Jülich: 13N15652