»Uns verbindet, dass wir hochqualifizierte, enthusiastische Wissenschaftler haben«

Im Gespräch mit Frank van den Bogaart, leitender Berater bei TNO

Frank van den Bogaart ist leitender Berater bei TNO mit langjähriger Erfahrung in der Erforschung und Entwicklung von Mikrowellenelektronik, Radartechnologie und integrierten Sensorsystemen. Seit Anfang der 1990er Jahre arbeitete er in unterschiedlichen Projekten mit dem Fraunhofer IAF zusammen. Im Interview berichtet er von seinen Erfahrungen.

Wie kam es Anfang der 1990er Jahre zur Zusammenarbeit zwischen TNO und dem Fraunhofer IAF?

Unsere Zusammenarbeit begann um das Jahr 1993 mit einem Projekt mit weiteren Partnern zur Entwicklung GaAs-basierter Hochleistungs-MMIC-Verstärker für Anwendungen im X-Band. Wir nannten es das TA1-Projekt. In diesem Konsortium konzentrierte sich Siemens auf seine robuste MESFET-Technologie, Dassault Electronique (jetzt Thales) und TNO kümmerten sich um Modellierung, Design und Prüfverfahren, und das Fraunhofer IAF hatte damals die revolutionäre Idee, eine pseudomorphe HEMT-Technologie für Hochleistungsanwendungen bei Mikrowellenfrequenzen zu entwickeln und einzusetzen – und diese wurde schließlich sehr erfolgreich. Die Projektpartner sind seither wichtige Akteure in Europa auf diesem Gebiet geblieben und kennen sich noch immer sehr gut. So war es nicht nur ein technologischer, sondern auch ein persönlicher und beruflicher Erfolg.

Portrait Frank van den Bogaart, Principal Consultant at TNO
© Frank van den Bogaart
Frank van den Bogaart, Principal Consultant bei TNO

Was waren die wichtigsten Meilensteine unserer Zusammenarbeit in den letzten 30 Jahren?

Auch nach mehreren anderen gemeinsamen Projekten denke ich, dass das Ergebnis des TA1-Projektes bislang immer noch der größte Erfolg unserer Zusammenarbeit war. Wir hatten es geschafft, einen 9-W-Hochleistungsverstärker mit einem Wirkungsgrad von etwa 35 % über eine Bandbreite von mehreren GHz im X-Band für Phased-Array-Antennenanwendungen zu entwickeln. Damals war das eine unübertroffene Leistungsfähigkeit! Es war ein TNO-Design in einer Fraunhofer-IAF-pHEMT-Technologie und das Layout gilt immer noch als Benchmark. 25 Jahre lang bildeten dieses Design und die pHEMT-Technologie die Grundlage für erstklassige, leistungsstarke MMIC-Entwicklungen in Europa, die es der Industrie ermöglichten, neue Radar- und Kommunikationssysteme zu entwickeln.

Was sind die Gemeinsamkeiten und was die Unterschiede zwischen Fraunhofer IAF und TNO?

Van den Bogaart — TNO in den Niederlanden ist ähnlich wie Fraunhofer in Deutschland, obwohl es natürlich Unterschiede in der Organisationsstruktur, dem Geschäftsmodell und der Förderung gibt. Doch wir arbeiten unterschiedlich. Das Fraunhofer IAF ist technologiegetrieben. Ihr besitzt einen eigenen Reinraum, entwickelt die fortschrittlichsten Technologien und bringt sie auf den Markt. Wir in unserer Abteilung bei TNO hingegen versuchen, das Beste aus den modernsten Technologien für die Interessen unserer Stakeholder herauszuholen. In Wirklichkeit ergänzen wir uns ideal. Was das Fraunhofer IAF und TNO verbindet, ist, dass wir beide von Spitzentechnologien angetrieben werden und hochqualifizierte und sehr enthusiastische Wissenschaftler haben, die zu den besten der Welt gehören.

In welchen Bereichen können wir, Fraunhofer IAF und TNO, gemeinsam noch viel erreichen?

In meiner Abteilung befassen wir uns mit Hochleistungsradaren. Hier könnten die Entwicklungen am Fraunhofer IAF zu Diamantsubstraten einen Durchbruch erzielen. Andererseits liegt der Charme des Fraunhofer IAF darin, dass Ihr euch ständig mit neuen Technologien beschäftigt und auch in sie investiert, so wie bei den Quantentechnologien. Daher freue ich mich sehr, dass wir nun in einem Quantentechnologie-Projekt zu Stickstoff-Vakanz-Zentren in Diamant zusammenarbeiten können. So schließt sich der Kreis unserer 30-jährigen Zusammenarbeit: Wir haben damals in der Hochfrequenzelektronik begonnen und treffen uns nun im neuen Bereich der Quantentechnologien wieder. Hoffentlich werden wir da in den nächsten 30 Jahren ähnlich viel erreichen wie mit dem TA1-Projekt damals.

 

Jahresbericht: »Collaborations«

Durch Kooperationen in Forschung, Industrie und Politik gemeinsam die Technologien von morgen erforschen

Elektronik basierend auf III/V-Halbleitern

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