IFE Targetry HUB

Basistechnologien für die laserbasierte Trägheitsfusion – auf dem Weg zu einem Fusionskraftwerk

Diamantkugel im Größenvergleich mit einem 1 Centstück. Die Diamantkugel sind um ein Vielfaches kleiner.
© Fraunhofer IAF
2022 gelang ein bahnbrechender Meilenstein: Das Konzept der Kernfusion als potenzielle Energiequelle wurde erfolgreich am LLNL demonstriert. Als Target diente eine winzige Diamantkugel, hergestellt von Diamond Materials, einer Ausgründung aus dem Fraunhofer IAF.
Blick in die Targetkammer der National Ignition Facility/LLNL
© National Ignition Facility/LLNL
Blick in die Targetkammer der National Ignition Facility/LLNL

Die Kernfusion birgt grundsätzlich ein enormes Potenzial, um Energiebedarfsprobleme weltweit in den 2040er Jahren zu lösen. Um den Weg zu Deutschlands erstem Fusionskraftwerk zu ebnen, startete die Bundesregierung 2024 das Förderprogramm »Fusion 2040« mit einem Gesamtvolumen von mehr als einer Milliarde Euro. In diesem Rahmen fiel im Dezember 2024 auch der Startschuss zum »IFE Targetry HUB«, mit dem Ziel für Targets Basistechnologien für die laserbasierte Trägheitsfusion zu erforschen. Das Fraunhofer IAF leitet gemeinsam mit der Focused Energy GmbH das Verbundprojekt, bestehend aus 15 Partnern aus Forschung und Industrie.

Die Verbundpartner bringen unterschiedliche Expertisen aus der Grundlagenforschung, der angewandten Forschung sowie der Industrie ein, um geeignete Materialien und Prozesse für die funktionale und kosteneffizient skalierbare Fertigung sowie Charakterisierung von sogenannten Targets für die laserbasierte Trägheitsfusion zu erforschen. Diese Targets bilden einen Flaschenhals für eine effiziente Kernfusion und sind somit eine Schlüsseltechnologie auf dem Weg zum laserbasierten Fusionskraftwerk der Zukunft.

Beitrag des Fraunhofer IAF

Das Fraunhofer IAF arbeitete seit dem Ende der 1990er Jahren an der Herstellung von sphärischem Diamanten. Sphärischer Diamant bildete die Grundlage für die heutige Target-Entwicklung. Neben der Expertise im Diamantwachstum bringt das Fraunhofer IAF sein Know-how und seine Infrastruktur im Bereich der Mikrostrukturtechnologien in Hinblick auf Oberflächenbehandlungen der sphärischen Targets sowie der Materialcharakterisierung in den »IFE Targetry HUB« ein. Ziel des IAF ist es, den Wissenstransfer im Verbund zu gewährleisten und die Eignung der von den Verbundpartnern gefertigten Targets für die Trägheitsfusion zu testen und zu bewerten. Hierzu werden in experimentellen Versuchen Targets verschossen, um die Bedingungen der Trägheitsfusion zu simulieren. 

Über den IFE Targetry HUB

PROJEKTTITEL

Inertial Fusion Energy (IFE) Targetry HUB für die DT-Trägheitsfusion

LAUFZEIT

2024–2027 

KOORDINATOREN

Fraunhofer IAF und Focused Energy GmbH

FÖRDERUNG

Der IFE Targetry HUB wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF gefördert.

ZIEL

Bildung einer Material-, Prozess- und Charakterisierungsbasis zur gleichzeitigen Herstellung von funktionalen sowie kosteneffizienten Targets für die laserbasierte Trägheitsfusion.

Kernfusion: Energiequelle der Zukunft

Im Dezember 2022 feierten die Forschenden des Lawrence Livermore National Laboratory einen beachtlichen Durchbruch: Erstmalig gelang es ihnen, mehr Energie aus einer Fusionsreaktion zu gewinnen, als durch die Laserstrahlen in das Target eingestrahlt wurde, und somit das Konzept der Kernfusion als potenzielle Energiequelle zu demonstrieren. Die Nachricht über das erfolgreiche Experiment ging um die Welt. Als Target diente eine winzige Diamantkugel, hergestellt von dem Freiburger Unternehmen Diamond Materials, einer Ausgründung aus dem Fraunhofer IAF.

Kernfusion bietet enorme Vorteile: Aus einem Kilogramm Fusionsbrennstoff lässt sich ungefähr so viel Energie gewinnen wie aus 55.000 Barrel Diesel oder 18.630 Tonnen Braunkohle. Dabei wäre der produzierte Strom CO2-neutral.

Koloriertes Foto einer Deuterium-Tritium-Implosion an der National Ignition Facility (NIF)
© National Ignition Facility/LLNL/Don Jedlovec
Koloriertes Foto einer Deuterium-Tritium-Implosion an der National Ignition Facility (NIF)

Kernfusion: Prinzip und zwei Ansätze

Kernfusion ist die Energiequelle der Sonne und aller anderen Sterne. Bei dem Prozess verschmelzen zwei Wasserstoffatome bei extrem hohen Temperaturen und einem extrem hohen Druck zu einem Heliumatom und setzen dadurch ein große Menge Energie frei. Die freigesetzte Bindungsenergie ist so enorm, dass sie den Energiegewinn im Vergleich mit konventionellen Verbrennungsprozessen bei Weitem übersteigt.

Aus technologischer Sicht ist es hoch kompliziert Fusionsprozesse in Laboren oder Kraftwerken in Gang zu setzen. Atomkerne unterliegen aufgrund ihrer positiven elektrischen Ladung einer starken Abstoßung, zu deren Überwindung hohe Drücke und Temperaturen erforderlich sind. Eine Verschmelzung erreicht man mit Hilfe von extremen Magnetfeldern, Heizsystemen oder Lasern. Weltweit fokussiert sich die Fusionsforschung im Wesentlichen auf zwei Technologieansätze: die Magnetfusion und die Trägheitsfusion, von der die Laserfusion (IFE) eine Variante darstellt.

Laserbasierte Trägheitsfusion (IFE)

Schemaische Darstellung eines Proton Fast Ignition Target (pFI)
© TU Darmstadt
Ein Proton Fast Ignition Target (pFI) für die Laser-Trägheitsfusion mit seinen wesentlichen Bauteilen
Diamantkugeln Fehrenbach Wild
© Fraunhofer IAF
Die perfekte Diamantkugel erfordert viel Know-how und ein aufwendiges Verfahren.

Bei der laserbasierten Trägheitsfusion wird eine etwa 2 Millimeter große Diamanthohlkugel, das sogenannte Target, mit gefrorenem Brennstoff (ein Deuterium-Tritium-Gemisch) mit hochintensiver Laserstrahlung indirekt beschossen. Die Laserstrahlung wird in Röntgenstrahlung umgewandelt, wodurch die Diamantkugel das Hundertfache ihrer Dichte und eine Temperatur von bis zu 120 Millionen Grad Celsius erreicht. Wenn die Diamantkugel verdampft, wird der Brennstoff unter gewaltigem Druck zusammengequetscht und gleichzeitig erhitzt. Durch diesen stark komprimierten Zustand kann die Fusionsreaktion stattfinden: Die positiv geladenen Atomkerne überwinden ihre gegenseitige Abstoßung und verschmelzen zu einem neuen, energetisch günstigeren Kern, wobei Energie freigesetzt wird.

Perfekte Diamantkugel als ideales Target

Eine ultrapräzise Kugelform, eine extrem glatte Oberfläche und perfektes Material sind die Voraussetzungen dafür, dass das Target in dem Fusionsexperiment komprimiert werden kann, ohne zu deformieren. Synthetischer Diamant eignet sich aufgrund seiner einzigartigen Eigenschaften ideal: Die winzigen Diamanthohlkugeln lassen sich in eine perfekt runde Form bringen und durch die Einbringung von Fremdatomen können die Absorptionseigenschaften für Röntgenstrahlen maßgeschneidert werden.

Die Technologie für die Herstellung der Diamantkugel, wie sie bei dem Experiment am LLNL verwendet wurde, wurde am Fraunhofer IAF bereits vor Jahrzehnten entwickelt. Die Ausgründung Diamond Materials hat das Konzept weiterentwickelt und optimiert.

Der Weg zu einem Fusionskraftwerk

Abbildung Funktionsprinzip eines Laserfusionskraftwerks.
© Fraunhofer IAF
Funktionsprinzip eines Laserfusionskraftwerks.

Das Ziel des BMBF ist es, möglichst schnell und zielführend die Voraussetzungen für den Bau und Betrieb von Fusionskraftwerken zu schaffen. Noch offen ist, welcher Technologieansatz sich für die Errichtung eines Fusionskraftwerks durchsetzen wird. In der ersten Phase bis in die erste Häfte der 2030er Jahre sollen die Erforschung von Grundprinzipien, Zusammenhängen und Materialien, sowie die Entwicklung von Komponenten und Sytemen, vorangetrieben werden. In der anschließenden Transferphase bis Anfang der 2040er Jahre soll ein Kraftwerksprototyp errichtet werden. Ab den 2040er Jahren soll dann die Errichtung und der Betrieb einer großen Zahl an Fusionskraftwerken erfolgen.*

*siehe Positionspapier Fusionsforschung des BMBF

Roadmap Fusionskraftwerk „Auf dem Weg zum ersten deutschen Fusionskraftwerk“
© Fraunhofer IAF
Das Ziel des BMBF ist es, möglichst schnell und zielführend die Voraussetzungen für den Bau und Betrieb von Fusionskraftwerken zu schaffen. Dabei werden technologieoffen beide Ansätze - sowohl Trägheitsfusion als auch die des magnetischen Einschusses – verfolgt.

News und weitere Informationen

News zum Projektstart

Pionierforschung zur laserbasierten Trägheitsfusion startet in Deutschland: Mehr zum Kick-off des Kernfusion-Projekts IFE Targetry HUB, das im Dezmeber 2024 stattfand.

Projektpartner

Erfahren Sie mehr über die Partner und ihre Projektbeiträge im IFE Targetry HUB.

 

Das Projekt wird vom BMBF gefördert.