»Meine Arbeit am IAF kombiniert Elektronik und Programmierung, und genau das wollte ich schon immer.«

Sara Alzalabny erzählt von ihrer Masterarbeit am Fraunhofer IAF und den Unterschieden zwischen deutschen und ägyptischen Universitäten.

Sara Alzalabny ist Masterandin am IAF.
© Fraunhofer IAF
Sara Alzalabny ist Masterandin am IAF.
Das W-Band-Radar des Fraunhofer IAF misst auf den Mikrometer genau.
© Fraunhofer IAF
Das W-Band-Radar des Fraunhofer IAF misst auf den Mikrometer genau.
Sara programmiert den Mikrochip des Radars so, dass die Signalverarbeitung on-board passieren kann. Das ermöglicht Echtzeitmessungen.
© Fraunhofer IAF
Sara programmiert den Mikrochip des Radars so, dass die Signalverarbeitung on-board passieren kann. Das ermöglicht Echtzeitmessungen.

Was ist das Thema deiner Masterarbeit?

Ich studiere »Embedded Systems«, das ist eine Mischung aus Hardware und Programmierung. Ich schreibe meine Masterarbeit in der Abteilung Mikroelektronik am Fraunhofer IAF im Bereich der Radarsysteme. Das Radar des Fraunhofer IAF ist derzeit so ausgelegt, dass es eine Messung macht und die Daten dann auf einem separaten Computer analysiert werden. Damit ist kein Echtzeit-Radarsystem möglich. Da ich Erfahrung in mehreren Programmiersprachen habe, programmiere ich aktuell einen Mikrocontroller darauf, die Signale On-Chip zu verarbeiten. Dies führt zu einer schnelleren Auswertung und es ist natürlich auch viel komfortabler, wenn man keine Peripheriegeräte braucht.

 

Warst du schon immer an Elektronik interessiert?

Als Kind habe ich mich vor allem für Mathematik und Physik begeistert. Ich habe auch kleine elektronische Geräte wie Lampen mit meinem Vater gebaut. In der Schule bekam ich dann gute Noten in Mathematik und Physik und so dachte ich, dass ein Studium in Ingenieurwesen gut zu mir passen könnte. Ich hatte aber auch das richtige Umfeld – sowohl mein Vater als auch mein Bruder haben mich ermutigt mich, diesen Traum zu verfolgen.

 

Wie bist du auf die Idee gekommen, in Deutschland zu studieren?

Ich habe meinen Bachelor-Abschluss in Ägypten in Kommunikationstechnik und Elektronik gemacht. In meinem letzten Studienjahr in Ägypten bekam ich das Gefühl, dass ich etwas Neues erleben und neue Erfahrungen machen will. Also begann ich, in verschiedenen Ländern nach Studienplätzen zu suchen. Deutschland ist als Standort für Ingenieure sehr bekannt und als ich den Studiengang Embedded Systems fand, war ich sofort begeistert. Außerdem ist Deutschland nicht weit von Ägypten entfernt und Freiburg ist auch noch die wärmste und sonnigste Stadt Deutschlands – das kommt mir natürlich entgegen!

 

Worin unterscheidet sich das Studium in Ägypten und in Deutschland?

Embedded Systems ist eine Mischung aus Elektronik und Hardware, was ich schon immer machen wollte. In Ägypten gab es aber nicht sehr viele Angebote, dies zu studieren. Generell gilt in Deutschland, dass der Schwerpunkt mehr auf der praktischen Anwendung liegt und den Studierenden die praktische Arbeit im Labor gezeigt wird, was ich einfach toll finde. In Ägypten ist es nicht üblich, Praktika zu absolvieren. Das Studium dort ist eher theoretisch. Es ist auch strenger in dem Sinne, dass man in Ägypten jedes Jahr eine feste Anzahl an Punkten über Vorlesungen erwerben muss. Und wenn man ein Fach studiert, wird von einem erwartet, dass man es auch beendet. Ich denke, dass die Menschen in Deutschland offener für einen Studienwechsel sind, wenn sie feststellen, dass ihre Talente woanders liegen.

 

In Deutschland gibt es im Bereich der Naturwissenschaften viel weniger weibliche Studierende als männliche. Was denkst du darüber?

Das hat mich wirklich überrascht. In Ägypten gibt es auch viel weniger Frauen, die eine Karriere im Bereich der Naturwissenschaften verfolgen. Vielleicht 10% der Studierenden an meiner Universität waren Frauen. Ich hatte eigentlich erwartet, dass es in Deutschland viel mehr Ingenieurinnen geben würde. Das ist das Bild, das ich von Deutschland hatte. Frauen haben ja die gleichen Rechte wie Männer, daher ist für mich nicht nachvollziehbar, dass der Unterschied so groß ist.

»Ich möchte Frauen unbedingt dazu ermutigen, eine Karriere in den Naturwissenschaften in Betracht zu ziehen. Es macht so viel Spaß und die Naturwissenschaften sind ein großer Teil unseres Alltags. Wenn eine Frau das Gefühl hat, dass Sie ein Talent in diesen Bereichen hat, soll sie sich nicht von anderen Leuten entmutigen lassen. Als ich in Ägypten angefangen habe, Elektronik zu studieren, haben mir einige Leute gesagt, dass es der schwierigste Studiengang der gesamten Universität sei. Das war natürlich kein gutes Gefühl. Aber ich war so sehr an Elektronik interessiert, dass ich mich trotzdem für das Studium entschieden habe – zum Glück!«

 

Du bist ehrenamtlich sehr engagiert. Warum ist das wichtig für dich?

Das hat schon in Ägypten begonnen. Es gab einige Initiativen an der Universität, wo ich zusammen mit anderen kostenlose Kurse in IT oder Programmierung für Studierende organisiert habe, die sich solche Kurse außerhalb der Universität nicht leisten konnten. Ich habe auch jungen Menschen in Ägypten Englisch beigebracht. Es macht mir Spaß, anderen zu helfen.

Als ich nach Freiburg kam, traf ich den Großvater eines Freundes, der auch Ingenieur ist. Er ist 84 Jahre alt und ich habe ihn besucht und ihm zum Beispiel beim Einkaufen geholfen. Er erzählte mir so viele interessante Geschichten über sein Leben als Ingenieur und ich konnte spüren, dass der Kontakt mit jüngeren Menschen auch für ihn sehr bereichernd war. Daher versuche ich jetzt, mich noch mehr für ältere Menschen zu engagieren.

 

Wie gefällt dir Freiburg?

Ich mag die Stadt sehr und würde gerne hier bleiben. Ich komme aus Kairo, der Hauptstadt Ägyptens, und habe auch schon Großstädte wie Berlin besucht. Aber ich mag den Mix in Freiburg – die Stadt ist klein genug, um schnell überall hin zu kommen, aber groß genug, dass es ein breites kulturelles Angebot gibt. Ich liebe auch die Natur, die Berge zum Beispiel, die ich in Ägypten nicht hatte. Freiburg hat alles, was ich mir von einer Stadt wünsche.

 

------------------

Sara Albazany besuchte eine Vorlesung beim stellvertretenden Institutsleiter Dr. Rüdiger Quay zu Hochfrequenz-Bauelementen an der Universität Freiburg. Anschließend begann sie mit ihrer Masterarbeit am Fraunhofer IAF. Der Titel ihrer Arbeit lautet »Embedded programming of 100 GHz radar modules«.

Mehr Informationen

 

Auf den Geschmack gekommen?

Hier finden Sie Informationen zu Jobs am IAF und aktuelle Stellenanzeigen.

 

Aktuelle Projekte

Unsere aktuellen Forschungsprojekte im Bereich der Hochfrequenzelektronik finden Sie hier.