Wolltest du schon immer in die Forschung?
Tatsächlich hatte ich nach der Schule zunächst eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und auf einer Intensivstation gearbeitet. Dabei habe ich gemerkt, dass ich die Medizintechnik, die ich jeden Tag benutze, besser verstehen möchte. Die Technologie dahinter fand ich so spannend, dass ich beschloss, etwas in diese Richtung zu studieren. Als ich mir dann verschiedene Studiengänge angeschaut habe, wurde mir klar, dass ich nicht nur Medizintechnik studieren will, sondern mich breiter aufstellen möchte. So bin ich auf die Mikrosystemtechnik am IMTEK in Freiburg gekommen und habe dort meinen Bachelor und Master gemacht.
Wie bist du von der Mikrosystemtechnik zu der Quantenforschung gekommen?
Ich habe vor einem Jahr als Hiwi am Fraunhofer IAF angefangen und meine Masterarbeit über die Parallelisierung monolithischer Galliumnitrid-Halbbrücken für ein kompaktes 48-V-Hochstrom-Leistungsmodul geschrieben – also ein Thema aus der Leistungselektronik. Am Institut wurde ich dann auf die Quantenforschung und speziell das Quantencomputing aufmerksam und war sofort begeistert. Die Idee, aus den kleinsten Teilchen einen Computer zu bauen, hat meinen Forschergeist geweckt.
Ursprünglich wollte ich nach meinem Abschluss in die Welt ziehen, aber die Themen am IAF sind so spannend und die Kollegen und der Umgang mit den Hiwis und Masteranden war so toll, dass ich beschlossen habe, hier zu bleiben. Außerdem hätte ich wahrscheinlich nirgendwo ein so faszinierendes Thema für meine Promotion gefunden, das Soft- und Hardware miteinander vereint: die Programmierung und Ansteuerung von Quantencomputern sowie Stickstoff-Vakanz-Zentren als Qubit-Technologie für zukünftige Quantencomputer.
Woran arbeitest du gerade?
Momentan bin ich in der Einarbeitungsphase und lerne das Programm zur Ansteuerung von Quantencomputer von IBM kennen und wie deren Qubits funktionieren. Dazu arbeite ich über einen Cloudzugriff auf den Quantencomputer von IBM. D. h. ich programmiere komplexe Aufgabenstellungen, schicke sie zur Berechnung hin und bekomme dann Daten zurück. Aktuell simuliere ich die Bindungsenergien von Lithiumhydrid auf den Quantencomputern. Lithiumhydrid ist eigentlich ein recht simples Molekül, zu dessen Simulation man nicht unbedingt einen Quantencomputer benötigt, aber die Simulation hilft mir dabei, Quellen für potentielle Mess- und Rechenfehler zu finden. So kann ich in Zukunft Algorithmen schreiben, die diese vermeiden können und komplexere Rechnungen fehlerfrei bearbeiten. Ich arbeite also an einer Art Workaround und schaue, was das System kann und wie ich es optimal programmiere, damit ich bestmögliche Ergebnisse bekomme.