Wie und warum bist du zum Fraunhofer IAF gekommen?
Als ich zum ersten Mal vom Fraunhofer IAF gehört habe, und dass dort sogar eigene Halbleiter gefertigt werden, war ich sofort Feuer und Flamme am Institut anzufangen. Deshalb habe ich 2018 meine Masterarbeit am IAF begonnen und danach wurde mir die Chance ermöglicht meine Arbeit in Form einer Dissertation fortzuführen. Das Institut bietet einen direkten Bezug zum Reinraum und zur Fertigung der Bauelemente, was eine Entwicklung von neuen Konzepten und individuellen Komponenten erlaubt – das macht natürlich vieles interessanter. Ich entwerfe Bauelemente und Schaltungen, meine Kollegen übernehmen die Prozessierung, und ich charakterisiere diese wiederrum. Danach mache ich mich an die Aufbautechnik und am Ende geht es in Richtung Anwendung, sprich zur Inbetriebnahme eines fertigen Demonstrators. So eine Forschungsinfrastruktur, welche die gesamte Halbleiter-Wertschöpfungskette abdeckt, gibt es in diesem Umfang nur sehr selten an anderen Forschungsinstituten.
Woran forschst du aktuell?
Zusammen mit meinen Kollegen forsche ich an der Galliumnitrid-auf-Silizium (GaN-on-Si) Technologie für den Einsatz als Leistungshalbleiter in energieeffizienten Gleichspannungswandlern. Das Halbleitermaterial Galliumnitrid erlaubt aufgrund der lateralen Struktur die Integration von zusätzlichen Komponenten zum Leistungsschalter auf einem einzelnen Chip. Grundsätzlich besteht ein Spannungswandler aus Leistungsschalter, Ansteuerung und Regelung sowie Schutzbeschaltungen. In diesem Zusammenhang untersuche ich eine Voll- bzw. Komplettintegration in dieser Technologie zu einem sogenannten GaN Power System-on-Chip (Power SoC) für die Niedervoltklasse beispielsweise in Akkuanwendungen. Zum Akku gehört nämlich nicht nur der Akku selbst, sondern auch immer eine Leistungselektronik in Form eines Niederspannungswandlers, der die Ausgangsspannung des Akkus an die entsprechende Last anpasst.
Hierfür entwickle und optimiere ich Bauelemente und Schaltungen. Aus dieser Vollintegration erhoffen wir uns eine höhere Leistungs- und Funktionsdichte mit gleichzeitig geringen Kosten im Vergleich zu diskret aufgebauten Systemen. Solche Formen der Hochintegration sind vor allem getrieben durch einen gestiegenen Bedarf an effizienten und kompakten Systemen in der Informationstechnologie, bei mobilen und batteriebetrieben Anwendungen, was wir natürlich auch an uns und unserem Verhalten vermehrt wahrnehmen.
Was fasziniert dich an der Leistungselektronik?
Das aufregende für mich, und das sage ich auch immer wenn ich unterrichte, ist der extreme Bereich der Leistungselektronik von Milli- bis Megawatt. Teilweise arbeite ich mit bis zu 100 Ampere und 1000 Volt. Dabei interessiert mich auch die Mess- und Sicherheitstechnik, die eine große Rolle spielt. Bei so großen Strömen und Spannungen gibt es immer einen gewissen Nervenkitzel, denn wenn etwas schiefgeht, kommt es zur Explosion und Zerstörung der Bauelemente. Das gilt es natürlich zu vermeiden und macht die Leistungselektronik für mich wortwörtlich spannend.