Was macht das Arbeitsfeld Elektro- und Informationstechnik für dich so spannend?
Die Elektrotechnik verändert und entwickelt sich ständig weiter – also ein Berufsfeld, in dem ich bis zu meiner Rente Neues anpacken und entwickeln kann. Nach dem Studium der Elektrotechnik steht einem das ganze berufliche Spektrum offen: von der reinen Theorie, also beispielsweise einer Lehrtätigkeit an der Universität, oder rein wissenschaftlichen Tätigkeiten im niedrigeren Technology Readiness Level an Universitäten und Forschungseinrichtungen, bis hin zu praxisorientiertem Arbeiten in der Industrie. Hier am Fraunhofer IAF hat man die Möglichkeit, alles in einem Arbeitsfeld zu vereinen: Wissenschaftliche Grundlagenforschung und Entwicklung von beispielsweise Schaltungen, aber auch kompletten Demonstratoren für die Industrie sowie Lehrtätigkeit. Aufgrund der engen Anbindung der Fraunhofer-Gesellschaft an die Universitäten ist hier alles möglich.
2008 wurde dir für deine Promotion der Amelia-Earhart-Förderpreis verliehen. Die Pilotin und Frauenrechtlerin Amelia Earhart überquerte 1929 als erste Frau im Alleinflug den Atlantik. Genau wie Earhart bist auch du mit deiner Arbeit zu einer Pionierin in Sachen Leistung und Effizienz in der Luft- und Raumfahrt geworden. Was hast du in deiner Arbeit untersucht?
Im Rahmen meiner Doktorarbeit am Fraunhofer IAF habe ich Leistungsverstärkerschaltungen auf Basis der damals noch jungen Galliumnitrid (GaN)-Technologie entworfen. Die Hauptaufgabe bestand dabei im Entwurf innovativer Schaltungstechniken zur Optimierung des Wirkungsgrades GaN-basierter Hochleistungsverstärker. Verstärker haben einen sehr hohen Energieverbrauch, gleichzeitig ist die Primärenergie autarker Systeme limitiert. Deshalb ist die Entwicklung hocheffizienter Leistungsverstärker für autarke Kommunikations- und Radarsysteme, also auch für Luft- und Raumfahrtanwendungen, unabdingbar, um zusätzliche Kühlungsenergie einzusparen. Die größte Herausforderung des Leistungsverstärker-Schaltungsentwurfs liegt aber nicht allein in der Optimierung des Wirkungsgrades der Schaltung, sondern im bestmöglichen Kompromiss zwischen der erzielbaren Ausgangsleistung und einem möglichst hohen Wirkungsgrad über große Frequenzbandbreiten bei moderater Kompression.
Für deine Forschung warst du auch in den USA unterwegs. Wie unterschieden sich die beiden Forschungskulturen?
Während meines Studiums war ich für ein halbes Jahr in Boulder im Bundestaat Colorado für die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) tätig. Die Kolleginnen und Kollegen waren sehr entspannt und es herrschte eine tolle Arbeitsatmosphäre. Die Herangehensweise an Forschungsthemen verlief jedoch, anders als in Deutschland, primär nach dem »Trial-and-Error-Prinzip«. Ich hatte dort unter anderem die Aufgabe, eine »Power Box« für die elektrische Versorgung eines Radiometersystems aufzubauen, was den Entwurf und die Bestückung von Platinen sowie die Verkabelung von Hunderten von Kabeln beinhaltete. Einen Schaltplan gab es dafür nicht, was an einem deutschen Institut wohl undenkbar wäre. Generell existierte wenig bis gar keine Dokumentation, das Wissen bzw. Teilwissen steckte in den Köpfen einzelner Mitarbeiter. Am Ende haben wir es aber trotz meiner zwischenzeitlichen Bedenken geschafft, das gerade noch zur rechten Zeit fertiggestellte System an ein P-3 Flugzeug der Navi zu montieren und erfolgreich Bodenfeuchtigkeitsmessungen über Arizona und New Mexico durchzuführen. Bei meinen Kollegen habe ich dabei sicherlich die typischen Vorurteile gegenüber Deutschen recht gut bedient: »exakt«, »organisiert« und »pünktlich«.
Wie ist es für dich nach der Promotion weitergegangen?
Nach der Promotion bin ich in die Projektarbeit und das Berichtswesen eingestiegen und dann zu den Bereichen Projektakquise, Projektleitung und Projektmanagement im Allgemeinen übergegangen. Inzwischen leite ich die Abteilung Mikroelektronik am Fraunhofer IAF.